Freiberufliche Dolmetscherin

© Ruth Mauritz

Ruth Mauritz

  • freiberufliche Dolmetscherin für die Institutionen der EU
  • Abschlussjahr (MA) am ZTW: 2019

Wie bist Du zu dem Job gekommen?      

Ich habe kurz nach Studienabschluss den Akkreditierungstest für freiberufliche Dolmetscher*innen bei der EU bestanden und durfte wenig später direkt im Newcomerscheme, einem Einstiegsprogramm für Anfänger*innen, einsteigen.

Welche beruflichen Stationen hast Du vorher schon durchlaufen? 

Neben dem Studium habe ich als Projektmanagerin in einem Übersetzungsbüro, gegen Ende dann auch schon als freiberufliche Sprachdienstleisterin gearbeitet.

Direkt vor meinem Start bei der EU habe ich auch noch einige Monate als Dozentin für Deutsch als Fremdsprache in Russland verbracht.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Dir aus?         

An einem typischen Arbeitstag überprüfe ich direkt nach dem Aufstehen im Intranet des Europäischen Parlaments oder der Europäischen Kommission, je nachdem für welche Organisation ich an diesem Tag arbeite, mein Programm für den Tag. Im Idealfall hat sich nicht geändert, für welche Sitzung ich eingeteilt bin, und ich kann mich auf meine Vorbereitung vom Vortag stützen. Sitzungen bei der EU beginnen üblicherweise zwischen 9 Uhr und 10 Uhr, ich bemühe mich aber, mindestens 20 Minuten im Voraus in der Kabine zu sein. Gemeinsam mit meinen (normalerweise) zwei Kolleg*innen verdolmetsche ich im 30-Minuten-Turnus das Sitzungsgeschehen aus dem Englischen, Französischen und Niederländischen ins Deutsche oder aus dem Deutschen ins Englische. Sprachen, die ich nicht beherrsche, übernehmen meine Kolleg*innen für mich, und umgekehrt. Nach spätestens vier Stunden steht uns eine eineinhalbstündige Mittagspause zu, die ich gerne mit Kolleg*innen verbringe. Danach geht es oftmals bis zum Abend weiter, wobei reguläre Sitzungen selten nach 18:30 Uhr enden. Auch wenn ich müde bin, versuche ich mich danach noch auf die Sitzung vom Folgetag vorzubereiten. So vergeht die Woche wie im Flug!

Tipps für den Berufseinstieg

Trau dich! Wenn du von einer Karriere als EU-Dolmetscher*in träumst, führt am Akkreditierungstest kein Weg vorbei. Lass dich von der Angst, nicht zu bestehen oder dich zu blamieren, nicht davon abhalten, es zu probieren. Die Jurymitglieder sind auf deiner Seite und möchten dich als neue Kollegin oder neuen Kollegen willkommen heißen dürfen. Und sollte es nicht auf Anhieb klappen, kannst du es spätestens im Folgejahr erneut versuchen. Abgesehen davon: lesen, lesen, lesen, hören, hören, hören. Je wohler du dich in deinen Arbeitssprachen fühlst und mit je mehr Themen du vertraut bist, desto leichter wird dir das Dolmetschen fallen.

 

Weitere Infos:

Dolmetschen für Europa – Europäische Union

 

Interview: September 2023