Übersetzerin

© Peter Verdnik

Susi Vide-Winkler

  • Verbeamtete Übersetzerin beim Europäischen Parlament in Luxemburg (offizieller Jobtitel: Sprach- und Kulturmittlerin, Referat Deutsche Übersetzung, Generaldirektion Übersetzung)
  • Abschlussjahr (MA) am ZTW: 2015

Wie bist Du zu dem Job gekommen?      

Gegen Ende meines Masterstudiums Konferenzdolmetschen bestand ich ein EU-Auswahlverfahren für Übersetzer*innen mit der Zielsprache Deutsch. Nach nur wenigen Monaten auf der sogenannten Reserveliste trat ich im März 2016 meine Stelle beim Europäischen Parlament an. Zunächst habe ich nur aus dem Englischen und Italienischen übersetzt, aber inzwischen gehören auch Slowenisch und Kroatisch zu meinen Arbeitssprachen.

Welche beruflichen Stationen hast Du vorher schon durchlaufen? 

Während meines Studiums half ich im Familienbetrieb meiner Eltern mit, gab als Tutorin mein Wissen an andere Studierende weiter und absolvierte u. a. ein mehrmonatiges Praktikum bei SOS Kinderdorf International.

Nach dem MA-Abschluss und bis zu meinem Umzug nach Luxemburg war ich als Übersetzerin bei einer Wiener Patentanwaltskanzlei tätig.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Dir aus?         

Übersetzungen machen definitiv den Großteil meiner Arbeit aus. Die Themen und Textarten sind aber sehr unterschiedlich. Eines meiner Spezialgebiete sind Texte für die Leitungsgremien des Parlaments, etwa das sogenannte Präsidium. Diese Texte finde ich besonders spannend, weil man einen guten Überblick darüber bekommt, was die parlamentarische Führungsspitze so bewegt – auf politischer Ebene, aber auch auf Verwaltungsebene.

Außerdem revidiere ich Übersetzungen von Praktikant*innen und neuen Kolleg*innen, und ich evaluiere extern übersetzte Texte. Die Mitarbeit in Arbeitsgruppen, Vorträge an Universitäten und Sprachkurse gehören aber auch zu meinem Arbeitsalltag.

Tipps für den Berufseinstieg

Ich würde allen Studierenden auf jeden Fall dazu raten, Konferenzen wie den Weltkongress der FIT oder kleinere Fachkonferenzen im Translationsbereich an Universitäten zu besuchen. Ich war während des Studiums zum Beispiel bei Konferenzen in Berlin, Innsbruck und Portsmouth dabei. Die Atmosphäre ist echt toll, man bekommt einen vertieften Einblick in die Themen, die die Fachwelt beschäftigen, und lernt neue Leute kennen.

Außerdem ist es wichtig, nicht nur den Fremdsprachen, sondern auch der Perfektion der A-Sprache ausreichend Beachtung zu schenken – auch wenn das vielleicht nicht so spannend erscheint. Ich muss zu meiner Schande zum Beispiel gestehen, dass ich erst beim Parlament endlich angefangen habe, die Kommaregeln des Deutschen wirklich zu verstehen.

 

Weitere Infos:

Übersetzung – Europäisches Parlament

 

Interview: Dezember 2023